Talks on Curatorial and Artistic Practice: Ariel Reichman: "Am I Safe?" // Nir Evron & Omer Krieger: "Spectres and Vectors"
Eine Gesprächsreihe der OnCurating Academy Berlin und Dorothee Richter
Gespräch
Ticketpreise
Eintritt frei
Die Veranstaltungen kann auch über Zoom besucht werden. Anmeldung erforderlich.
Ariel Reichman: "Am I Safe?"
Die Frage ist ebenso komplex wie elementar. Die Antwort hängt von einer Reihe von Faktoren ab, die alle Mosaiksteine unserer aktuellen Lebenssituation betreffen. Wir können sie nicht alle überblicken, nicht alle sind gleich wichtig. Und doch können wir sie schnell beantworten, denn letztlich geht es um das individuelle Gefühl eines jeden von uns: „Fühle ich mich gerade sicher?“ Ariel Reichman stellt diese Frage als eine Art Vorwort zu seiner Ausstellung. I AM SAFE ist auf den Neonröhren draußen vor dem Galeriegebäude zu lesen. Oder I AM NOT SAFE - je nachdem, welche Antwort wir selbst geben, indem wir einen Knopf in der Ausstellung oder online auf iamnotsafe drücken. Wenn wir NEIN drücken, leuchten alle Buchstaben von ICH BIN NICHT SICHER auf. Wenn wir JA drücken, erlischt das kleine Wort NICHT: I AM SAFE. Unser emotionaler Zustand wird sichtbar - und zwar so subjektiv und vorübergehend, wie es die Frage an sich zulässt. Sie lässt sich nicht objektivieren und kaum differenzieren, denn wenn wir sie in der Absolutheit, mit der sie gestellt wird, beantworten würden, müsste die rigorose Antwort immer lauten: Nein, denn es gibt keine absolute Sicherheit. Aber ich kann mich durchaus sicher fühlen. Zumindest sicher genug, um die Frage mit JA zu beantworten, auch wenn es nur für den Moment und in Bezug auf die Aspekte ist/war, die für mich jetzt im Vordergrund stehen.
Nir Evron & Omer Krieger: "Spectres and Vectors" - screening und talk
Der Titel "Rehearsing the Spectacle of Spectres" stammt von den einleitenden Worten eines Gedichts von Anadad Eldan (geb. 1924), einem Mitglied des Kibbutz Be'eri, einer kollektiven Gemeinschaft im Süden Israels, die während der Angriffe der Hamas am 7. Oktober tragisch getroffen wurde.
Das Video wurde von Evron und Krieger vollständig in und um Be'eri gefilmt und 2014 in der Kibbutz Gallery uraufgeführt. Ein Jahrzehnt später, im Zuge der Zerstörung und des Wiederaufbaus von Be'eri, erhält das Video eine veränderte Resonanz. Es ist ein unbeabsichtigtes Archiv und Denkmal eines Ortes, der sich unwiderruflich verändert hat. Die Bilder von Be'eri - seine offenen Landschaften, seine Gemeinschaftsräume, seine Stimmen - tragen nun ein unerträgliches Gewicht und zwingen zu einer neuen und dringenden Lesart sowohl des Werks als auch des historischen Moments, in dem es sich nun befindet.
Ebenfalls gezeigt wird Nir Evrons "Oriental Arch" (2009), eine Meditation über Zeit, Erinnerung und Verlust, die im Seven Arches Hotel in Ost-Jerusalem gedreht wurde. Der Film untersucht die Architektur als Speicher der Geschichte und lädt uns dazu ein, darüber nachzudenken, wie Orte die Vergangenheit stillschweigend bewahren und die sich verändernden Realitäten, die sie prägen, widerspiegeln.
Die Gesprächsreihe „Talks on Curational and Artistic Practice” der OnCurating Academy Berlin und Dorothee Richter, die seit Dezember 2024 im Radialsystem fortgesetzt wird, bietet einen Raum für kritisches kuratorisches Denken und neue Perspektiven und Formate kuratorischer Praktiken. Die OnCurating Academy Berlin hat es sich als internationales Postgraduiertenprogramm und Plattform zur Aufgabe gemacht, die Gemeinschaft von angehenden Kurator*innen, Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen zu stärken.
Der Schwerpunkt der Gesprächsreihe liegt, aufbauend auf der Plattform und dem Postgraduiertenprogramm OnCurating, auf der (Weiter-)Entwicklung von kooperativen und interdisziplinären Arbeitsmethoden. Kuratieren bedeutet, durch Zusammenarbeit innovative Strukturen für die Präsentation kultureller Artefakte zu schaffen. In der kuratorischen Praxis greifen Kunst, digitale Medien, Design und Architektur auf neue Art und Weise ineinander, die immer wieder neu zusammengedacht werden müssen.
Cast
Moderation
Daniel Laufer
Talks
Ariel Reichman
Nir Evron
Omer Krieger
Biographien
Ariel Reichman
Freud bevorzugte die Form des stummen Wortes, d.h. des Symptoms, das die Spur einer Geschichte ist. Dies wäre eine gute Beschreibung von Reichmans Praxis: Er schafft Objekte und künstlerische Artefakte, die Gefühle der Verwirrung und widersprüchliche Emotionen hervorrufen. Oft können sie nicht aufgelöst werden, und auf diese Weise sind sie analog zur zeitgenössischen conditio humana. Reichman schafft ein vieldeutiges und subtiles Spiel zwischen privater und kollektiver Erinnerung, scheinbarer Idylle und unterschwelliger Brutalität. Er hat unter anderem in der Kunsthalle Mannheim, dem Kunstmuseum Wolfsburg, dem Tel Aviv Museum of Art, den KW, dem Kunstverein in Hamburg sowie der Goodman gallery und PSM ausgestellt. Im Jahr 2025 wird er eine Einzelausstellung im Museumsquartier Osnabrück eröffnen.
Nir Evron erforscht die Konstruktion politischer und sozialer Geschichten durch Filme und Videos. Evrons Arbeiten sind oft hybride Werke, die historische Recherchen und mediale Untersuchungen kombinieren. Er hat international ausgestellt, u. a. im Jüdischen Museum, Berlin, LAXART, Los Angeles, und im Tel Aviv Museum of Art. Außerdem hat er an zahlreichen Gruppenausstellungen teilgenommen, darunter im New Museum, New York, im Martin-Gropius-Bau, Berlin, und auf der 6. Berlin Biennale.
Omer Krieger macht performative Aktionen, politische Situationen und zivile Choreografien im öffentlichen Raum sowie Video- und Medienarbeiten. In seiner Arbeit erforscht er die Beziehungen zwischen Kunst, Politik und Aktion, komponiert kollektive Körperpraktiken und aktiviert Orte der Versammlung. Neben der Leitung der performativen Forschungs- und Aktionsgruppe „Public Movement“ (2006-2011) und des „Under the Mountain: New Public Art Festival“ in Jerusalem (2011-2015), war er von 2018-2020 künstlerischer Leiter des ‚1:1 Center for Art and Politics‘ in Tel Aviv. Seine Arbeiten wurden zuletzt im Gorki-Theater, im Georg-Kolbe-Museum, im Jüdischen Museum in Berlin und im Magasin ||| Jaffa gezeigt.
OnCurating Academy Berlin ist ein internationales Postgraduierten-programm für kuratorische Praxis und Theorie. Sie versteht sich als eine Lern-, Austausch und Weiterbildungsplattform, die mit hybriden Formaten, online und in Kollaboration mit Institutionen in Berlin, Raum für kritisches Kuratieren und neue Perspektiven auf kuratorische Praktiken schafft. Dabei spielen kollektive Formen des Kuratierens, die die Situiertheit von Wissen, die Dekolonialisierung von Kunstinstitutionen, digitale Medien, queer-feministische Perspektiven und Theorien sowie urbane und ökologische Entwicklungen in den Mittelpunkt stellen, entscheidende Rollen.
Dorothee Richter ist Autorin, Kuratorin und Professorin für Contemporary Curating der Fakultät für Bildende Kunst der Universität Reading. Sie ist Mitbegründerin der Plattform oncurating.org.
Sprache
In englischer Sprache
Credits
Medienpartnerschaften Radialsystem: The Berliner, Rausgegangen, taz – die tageszeitung, tip Berlin.
Ariel Reichman: "Am I Safe?"
Die Frage ist ebenso komplex wie elementar. Die Antwort hängt von einer Reihe von Faktoren ab, die alle Mosaiksteine unserer aktuellen Lebenssituation betreffen. Wir können sie nicht alle überblicken, nicht alle sind gleich wichtig. Und doch können wir sie schnell beantworten, denn letztlich geht es um das individuelle Gefühl eines jeden von uns: „Fühle ich mich gerade sicher?“ Ariel Reichman stellt diese Frage als eine Art Vorwort zu seiner Ausstellung. I AM SAFE ist auf den Neonröhren draußen vor dem Galeriegebäude zu lesen. Oder I AM NOT SAFE - je nachdem, welche Antwort wir selbst geben, indem wir einen Knopf in der Ausstellung oder online auf iamnotsafe drücken. Wenn wir NEIN drücken, leuchten alle Buchstaben von ICH BIN NICHT SICHER auf. Wenn wir JA drücken, erlischt das kleine Wort NICHT: I AM SAFE. Unser emotionaler Zustand wird sichtbar - und zwar so subjektiv und vorübergehend, wie es die Frage an sich zulässt. Sie lässt sich nicht objektivieren und kaum differenzieren, denn wenn wir sie in der Absolutheit, mit der sie gestellt wird, beantworten würden, müsste die rigorose Antwort immer lauten: Nein, denn es gibt keine absolute Sicherheit. Aber ich kann mich durchaus sicher fühlen. Zumindest sicher genug, um die Frage mit JA zu beantworten, auch wenn es nur für den Moment und in Bezug auf die Aspekte ist/war, die für mich jetzt im Vordergrund stehen.
Nir Evron & Omer Krieger: "Spectres and Vectors" - screening und talk
Der Titel "Rehearsing the Spectacle of Spectres" stammt von den einleitenden Worten eines Gedichts von Anadad Eldan (geb. 1924), einem Mitglied des Kibbutz Be'eri, einer kollektiven Gemeinschaft im Süden Israels, die während der Angriffe der Hamas am 7. Oktober tragisch getroffen wurde.
Das Video wurde von Evron und Krieger vollständig in und um Be'eri gefilmt und 2014 in der Kibbutz Gallery uraufgeführt. Ein Jahrzehnt später, im Zuge der Zerstörung und des Wiederaufbaus von Be'eri, erhält das Video eine veränderte Resonanz. Es ist ein unbeabsichtigtes Archiv und Denkmal eines Ortes, der sich unwiderruflich verändert hat. Die Bilder von Be'eri - seine offenen Landschaften, seine Gemeinschaftsräume, seine Stimmen - tragen nun ein unerträgliches Gewicht und zwingen zu einer neuen und dringenden Lesart sowohl des Werks als auch des historischen Moments, in dem es sich nun befindet.
Ebenfalls gezeigt wird Nir Evrons "Oriental Arch" (2009), eine Meditation über Zeit, Erinnerung und Verlust, die im Seven Arches Hotel in Ost-Jerusalem gedreht wurde. Der Film untersucht die Architektur als Speicher der Geschichte und lädt uns dazu ein, darüber nachzudenken, wie Orte die Vergangenheit stillschweigend bewahren und die sich verändernden Realitäten, die sie prägen, widerspiegeln.
Die Gesprächsreihe „Talks on Curational and Artistic Practice” der OnCurating Academy Berlin und Dorothee Richter, die seit Dezember 2024 im Radialsystem fortgesetzt wird, bietet einen Raum für kritisches kuratorisches Denken und neue Perspektiven und Formate kuratorischer Praktiken. Die OnCurating Academy Berlin hat es sich als internationales Postgraduiertenprogramm und Plattform zur Aufgabe gemacht, die Gemeinschaft von angehenden Kurator*innen, Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen zu stärken.
Der Schwerpunkt der Gesprächsreihe liegt, aufbauend auf der Plattform und dem Postgraduiertenprogramm OnCurating, auf der (Weiter-)Entwicklung von kooperativen und interdisziplinären Arbeitsmethoden. Kuratieren bedeutet, durch Zusammenarbeit innovative Strukturen für die Präsentation kultureller Artefakte zu schaffen. In der kuratorischen Praxis greifen Kunst, digitale Medien, Design und Architektur auf neue Art und Weise ineinander, die immer wieder neu zusammengedacht werden müssen.
Cast
Moderation
Daniel Laufer
Talks
Ariel Reichman
Nir Evron
Omer Krieger
Biografien
Ariel Reichman
Freud bevorzugte die Form des stummen Wortes, d.h. des Symptoms, das die Spur einer Geschichte ist. Dies wäre eine gute Beschreibung von Reichmans Praxis: Er schafft Objekte und künstlerische Artefakte, die Gefühle der Verwirrung und widersprüchliche Emotionen hervorrufen. Oft können sie nicht aufgelöst werden, und auf diese Weise sind sie analog zur zeitgenössischen conditio humana. Reichman schafft ein vieldeutiges und subtiles Spiel zwischen privater und kollektiver Erinnerung, scheinbarer Idylle und unterschwelliger Brutalität. Er hat unter anderem in der Kunsthalle Mannheim, dem Kunstmuseum Wolfsburg, dem Tel Aviv Museum of Art, den KW, dem Kunstverein in Hamburg sowie der Goodman gallery und PSM ausgestellt. Im Jahr 2025 wird er eine Einzelausstellung im Museumsquartier Osnabrück eröffnen.
Nir Evron erforscht die Konstruktion politischer und sozialer Geschichten durch Filme und Videos. Evrons Arbeiten sind oft hybride Werke, die historische Recherchen und mediale Untersuchungen kombinieren. Er hat international ausgestellt, u. a. im Jüdischen Museum, Berlin, LAXART, Los Angeles, und im Tel Aviv Museum of Art. Außerdem hat er an zahlreichen Gruppenausstellungen teilgenommen, darunter im New Museum, New York, im Martin-Gropius-Bau, Berlin, und auf der 6. Berlin Biennale.
Omer Krieger macht performative Aktionen, politische Situationen und zivile Choreografien im öffentlichen Raum sowie Video- und Medienarbeiten. In seiner Arbeit erforscht er die Beziehungen zwischen Kunst, Politik und Aktion, komponiert kollektive Körperpraktiken und aktiviert Orte der Versammlung. Neben der Leitung der performativen Forschungs- und Aktionsgruppe „Public Movement“ (2006-2011) und des „Under the Mountain: New Public Art Festival“ in Jerusalem (2011-2015), war er von 2018-2020 künstlerischer Leiter des ‚1:1 Center for Art and Politics‘ in Tel Aviv. Seine Arbeiten wurden zuletzt im Gorki-Theater, im Georg-Kolbe-Museum, im Jüdischen Museum in Berlin und im Magasin ||| Jaffa gezeigt.
OnCurating Academy Berlin ist ein internationales Postgraduierten-programm für kuratorische Praxis und Theorie. Sie versteht sich als eine Lern-, Austausch und Weiterbildungsplattform, die mit hybriden Formaten, online und in Kollaboration mit Institutionen in Berlin, Raum für kritisches Kuratieren und neue Perspektiven auf kuratorische Praktiken schafft. Dabei spielen kollektive Formen des Kuratierens, die die Situiertheit von Wissen, die Dekolonialisierung von Kunstinstitutionen, digitale Medien, queer-feministische Perspektiven und Theorien sowie urbane und ökologische Entwicklungen in den Mittelpunkt stellen, entscheidende Rollen.
Dorothee Richter ist Autorin, Kuratorin und Professorin für Contemporary Curating der Fakultät für Bildende Kunst der Universität Reading. Sie ist Mitbegründerin der Plattform oncurating.org.