Composer in the Loop: Exploring AI in Music

Konzerte & Performances

Konzert Performance

Eine Collage aus schwommenen Fotos einer Person mit dunklen Locken und weißer Kleidung.

EKHEO © Rodger Brown

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Eintritt frei

Wie verändert Künstliche Intelligenz das musikalische Schaffen? Wo liegen die Grenzen der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine? Wird die Einzigartigkeit menschlicher Kreativität künftig fortbestehen? Diese und weitere Fragen stehen im Fokus von „Composer in the Loop“, einer ganztägigen Veranstaltung des…

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Wie verändert Künstliche Intelligenz das musikalische Schaffen? Wo liegen die Grenzen der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine? Wird die Einzigartigkeit menschlicher Kreativität künftig fortbestehen? Diese und weitere Fragen stehen im Fokus von „Composer in the Loop“, einer ganztägigen Veranstaltung des Musikfonds im Radialsystem.

„Composer in the Loop“ gibt Einblicke in KI-gestützte Kompositionsprozesse. Zehn Musikschaffende beschäftigen sich im Rahmen des Stipendienprogramms für Künstliche Intelligenz des Musikfonds über den Zeitraum eines ganzen Jahres mit den Chancen und Risiken KI-basierter Komposition. Im Zentrum stehen individuelle künstlerische Positionen, die der weitgehend unkontrollierbaren Ausbreitung von Corporate AI kreative Alternativen entgegensetzen.

In kurzen Live-Performances und Installationen werden künstlerische Strategien präsentiert, die neue Wege im Umgang mit KI in der Musik erkunden und zugleich die weitreichenden gesellschaftlichen Implikationen von KI-Technologie reflektieren. Ein besonderer Fokus liegt auf Open-Source-Tools, die den unabhängigen, experimentellen Geist der Stipendiat*innen unterstreichen.

Nearest Neighbours – Nico Sauer, Agnes Iduna und Caroline Beach
Nico Sauer inszeniert mit zwei Performerinnen eine Begegnung der dritten Art. Eine KI, gefüttert mit schnöden menschlichen Daten, verwandelt das Paranormale in irdischen Klang. Es entsteht ein mehrstündiges installatives Klangtheater, in dem ein Glitch das Timing zerstört und Gesicht und Hintern zweier Nachbarinnen denselben Platz beanspruchen. In der Interferenz erkennen die verschobenen Spiegelwesen ihr außerirdisches Ich und finden eine Stimme, die imstande ist zu erzählen.

On the Learning of Spectral Parrots – Adam Pultz
Adam Pultz präsentiert „The Spectral Parrot“, ein selbst entwickeltes 8-saitiges Instrument mit motorisierten Stimmvorrichtungen. Der Papagei nutzt Deep Reinforcement Learning, um sich selbst auf die Klangfarben einer Performance einzustimmen – ohne Vorkenntnisse, nur durch Ausprobieren. In dieser Installation erlebt das Publikum, wie „The Spectral Parrot“ durch einen langsamen Prozess des Ausprobierens lernt, gemeinsam mit Adam Pultz Feedback-Actuated Augmented Bass zu spielen.

VAI (2025) – Viola Yip
„VAI“ ist ein neuartiges, tragbares und aufblasbares Musikinstrument, das als KI-interaktive Körpererweiterung von Viola Yip dient. Es materialisiert den KI-Algorithmus in Form eines aufblasbaren Körpers, eines kontrollierbaren und zugleich flexiblen Materials. In kybernetischen, verkörperten elektronischen Performances und Choreografien verknüpft das Instrument den Körper der Performerin, KI-Algorithmen und materielle Umwelt zu einem lebendigen Netzwerk dynamischer Interaktionen.

LEEWA - A Digital Child – EKHEO (Aude Langlois, Belinda Sykora) und Rodger Brown
„LEEWA“ ist Teil von Ekheos seit 2016 andauernder künstlerischer Forschung zu Stimme, Ethik und Technologie. Klanglich wird „LEEWA“ durch eine synthetische Stimme erlebbar, geformt aus den gemorphten Stimmen von Ekheo. Der Multimedia-Künstler Rodger Brown gestaltet die szenischen und visuellen Ebenen des Werks. Es lädt dazu ein, über die ethischen Implikationen von Stimme und KI nachzudenken und die Bedeutung der Stimme in unserer technologisierten Gegenwart neu zu reflektieren.

Introducing Pony~ – Lisa L. Zwinzscher und Neasa Ní Bhriain
„Introducing Pony~“ von Sängerin Lisa L. Zwinzscher und Bratschistin Neasa Ní Bhriain verhandelt Identität, Schöpfung und Verlust durch das Klonen der Stimme. Pony Pracht – Zwinzschers Alter Ego – fragt: „Wie lange ist meine Stimme noch meine?“ Zwischen Körper und Algorithmus entsteht ein Spannungsfeld. Ní Bhriain bringt ihre klare musikalische Sprache ein – Stimme, Bratsche und KI verschmelzen zu einem hybriden Klangkörper.

Rekonstruktion für Chor (AT) – Luc Döbereiner und Chorwerkstatt Berlin (Leitung: Sandra Gallrein)
Die Komposition für Seniorinnenchor und Live-Elektronik erforscht Erinnerung als körperlichen, klanglichen und kollektiven Prozess. Die Stimmen tragen Spuren gelebter Zeit, und im gemeinsamen Hören entsteht ein Raum zwischen individueller Erfahrung und geteilter Erinnerung. Erinnern zeigt sich als fragiler Akt, ebenso gegenwärtig wie flüchtig. Künstliche Intelligenz hilft, Vergessenes zu rekonstruieren und neu zu verweben. So wird Gedächtnis erlebbar im Klang, im Zusammenspiel, in der Gegenwart.

Fluidity Xiao Fu und Rita Mazza
Xiao Fu und die Tänzerin Rita Mazza präsentieren „Fluidity“, eine inklusive Multimedia-Performance, die Gebärdensprache, Musik, Tanz und Künstliche Intelligenz zu einer neuen, immersiven Erfahrung verbindet. Mithilfe spezieller Aktor- und Sensortechnologien spürt die gehörlose Tänzerin die Vibrationen der Musik und übersetzt sie in Bewegung und Gebärden. Ihre Gesten werden in Echtzeit von Sensoren erfasst, durch KI transformiert und wieder in Musik und Klang zurückgeführt.

n.n. – gamut inc (Maciej Śledziecki und Marion Wörle)
Bevor Lautsprecher in den 1920ern Klänge erzeugten, versuchte man mit Orgeln und Musikautomaten Klänge, Töne und Geräusche zu imitieren. Das retro-futuristische Duo gamut inc greift diese Tradition auf: Mithilfe maschinellen Lernens entwickelt es Resyntheseverfahren, die Orgelpfeifen statt Lautsprecher nutzen. Zwei baugleiche Orgelmodule mit millisekundengenauer Windsteuerung pro Pfeife rekonstruieren Stimmen und andere Klangquellen – gesteuert von Marion Wörle und Maciej Śledziecki.

The Emergent Self – Alexander Schubert und n.n.
In „The Emergent Self“ entwickelt Alexander Schubert ein performatives Setting, in dem ein*e Performer*in körperlich mit KI-Systemen interagiert. Über Embodied Mapping werden komplexe Klang-Synthesen und Kompositionsparameter der KI direkt erfahrbar und steuerbar. In einer Feedback-Schleife entstehen autonome musikalische Prozesse, bei denen die Handlungsmacht zwischen Performer*in und KI geteilt wird – so entsteht ein dynamisches Szenario, in dem Mensch und Maschine gleichberechtigt agieren.

Cast

Musikalische Beiträge von
Adam Pultz
Alexander Schubert
Ekheo
gamut inc
Lisa Zwinzscher
Luc Döbereiner
Nico Sauer
Viola Yip
Xiao Fu

Moderation
Susann El Kassar

Biographien

Alexander Schubert studierte Neuro-Informatik und Multimediale Komposition. Er ist freischaffender Komponist und Professor an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Sein Arbeitsschwerpunkt sind post-digitale Performance-Konzepte, welche an der  Schnittstelle der digitalen und analogen Welt stattfinden. Er untersucht die Reibungsflächen zwischen immersiven körperlichen Settings und ihren artifiziell virtuellen Entsprechungen. Seine multimedialen Kompositionen verwenden Klang, Video, Licht und Installation und thematisieren die subjektive und gesellschaftliche Konfrontation des Menschen mit einer technischen Realität und Zukunft.

Luc Döbereiner ist Komponist instrumentaler und elektronischer Musik. Seine Arbeit umfasst Kompositionsmodelle, Live-Elektronik, Non-Standard Klangsynthese, Improvisation, Klangfarbe, Materialität, Feedback-Systeme, künstliche Intelligenz und komplexe Systeme. Er ist Professor für KI in Komposition und Klangsynthese an der Musikhochschule Trossingen. Sein Interesse an KI gilt der Frage, wie adaptive Prozesse – algorithmisch oder nicht – kontingente Bezüge und Erinnerungsbildung sowohl komputational als auch geistig ermöglichen. Seine Musik wurde von zahlreichen Ensembles und Solist*innen in Europa aufgeführt.

Lisa Zwinzscher studierte Gesang an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar und ist freischaffende Sängerin und Medienkünstlerin. Zentraler Aspekt ihrer Arbeit ist die Bearbeitung und Transformation von Stimme - in Echtzeit auf der Bühne, durch computergestützte Projekte oder Sprachsynthese. Sie erforscht die Koexistenz von menschlicher und künstlicher Stimme, erschließt neue Klangdimensionen und reflektiert Identität und Authentizität als Künstlerin im Zeitalter der KI-Technologie. In ihrem Soloprojekt Pony Pracht kreiert sie audiovisuelle Erlebnisse, in denen ihre Musik mit interaktiven, von Computerspielen inspirierten Visuals verschmilzt.

Aude Langlois ist Klangkünstlerin, Komponistin und Dozentin. In ihrer Arbeit verbindet sie elektronische Instrumente, akustische Texturen und stimmliche Elemente, um die Schnittstellen zwischen Technologie und Wahrnehmung zu erforschen. Langlois schafft Klangerlebnisse, die zum Nachdenken anregen und aktives Zuhören fördern. Als Teil des kollaborativen Projekts LEEWA innerhalb von Ekheo (mit Belinda Sykora), setzt sie sich mit der Beziehung zwischen KI, Stimme und Ethik auseinander. Ihr Fokus liegt auf den technischen und wahrnehmungsbezogenen Möglichkeiten von Spatial Audio, um künstlichen Stimmen eine greifbare Präsenz zu verleihen.

Maciej Śledziecki ist Komponist und Musikproduzent, der an der Schnittstelle von Maschinenmusik, Elektronik, Instrumentalmusik und Chor arbeitet. Er komponiert für Film und Theater und erforscht die Möglichkeiten maschineller Instrumentalmusik – insbesondere der automatisierten Orgel. Gemeinsam mit Marion Wörle gründete er das Ensemble gamut inc, das seit über 10 Jahren innovatives Musiktheater entwickelt und seit 2019 das AGGREGATE Festival für zeitgenössische Orgelmusik in Berlin ausrichtet. 2023 brachten sie das Musiktheater ZEROTH LAW an der Deutschen Oper Berlin zur Uraufführung. 2025 wird das Werk als Hörspiel von Deutschlandfunk Kultur produziert.

Xiao Fu absolvierte ihren Master- und Promotionsstudiengang an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. In ihrer Arbeit an der Schnittstelle von akustischer und elektronischer Musik erforscht sie gestenbasierte Instrumentensteuerung, interaktive Performances und den Einsatz künstlicher Intelligenz in der Musikproduktion. Ihre Werke wurden weltweit auf renommierten Festivals aufgeführt. Derzeit komponiert sie ein transmediales Werk für das Ensemble in Transition, das Neue Musik, Gebärdenpoesie und Tanz vereint. Durch den Einsatz künstlicher Intelligenz und vibrotaktiler Feedback-Geräte kann die gehörlose Tänzerin des Ensembles Musik nicht nur erleben, ihre Bewegungen erzeugen in Echtzeit neue Klänge.

Nico Sauer komponiert, inszeniert und performt experimentelles Musiktheater und genießt die Reibungen und Absurditäten zwischen Genres, Formen und Erwartungen. In ‚Atlantide Acide‘, einer Solo-Oper, erkundet er mit einer Mikrofonsonde die klanglichen Tiefen des menschlichen Körpers. In ‚RÜBER‘, erlebt das Publikum aus einem fahrenden Auto heraus eine rasante Verkehrs-Oper in den Straßen der Stadt. Aktuell erforscht er die Übersetzung von Text in Klang mithilfe künstlicher Intelligenz. Inspiriert von C. G. Jungs Konzept des kollektiven Unbewussten versteht er den latenten Raum als symbolisches Beziehungssystem.

Adam Pultz ist Musiker*in, Komponist*in und Improvisator*in und bewegt sich im Spannungsfeld zwischen akustischem und digitalem Klang. Pultz tritt häufig mit Feedback-Systemen wie dem ‚Feedback-Actuated Augmented Bass‘ auf, einem elektroakustischen Kontrabass. Aktuell beschäftigt sich Pultz mit künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen, insbesondere mit evolutionären Algorithmen sowie der Entwicklung eines neuen Streichinstruments, das sich adaptiv an seine klangliche Umgebung anpasst. Auf konzeptueller und politischer Ebene hinterfragt und unterwandert Pultz die normativen Wertesysteme, die algorithmischen Architekturen zugrunde liegen.

Viola Yip ist Komponistin, Performerin, Improvisatorin, Klangkünstlerin und Instrumentenbauerin aus Hongkong. Sie entwickelt einzigartige, selbstgebaute Instrumente und klangbasierte Werke an der Schnittstelle zwischen Komposition, Performance und Improvisation. Mit Klang untersucht sie die komplexen, dynamischen Beziehungen zwischen Materialität, neuen Medien, vierdimensionalem Raum, menschlichem Körper und Maschinenkörper. Aktuell arbeitet sie an einem interaktiven, aufblasbaren und tragbaren Instrument, das die direkte und ökologische Interaktion zwischen ihr als Performerin und dem KI-gesteuerten Instrument ermöglicht. Durch ihre Bewegung beeinflusst sie die KI-basierte Klangsynthese und Spatialisation der Klänge im Raum.

Programm

14.30 – 19.30 Uhr
Nearest Neighbours
Nico Sauer, Agnes Iduna und Caroline Beach

14.30 – 20 Uhr
„On the Learning of Spectral Parrots“
Adam Pultz

15.00 Uhr
VAI (2025)
Viola Yip

15.30 Uhr
LEEWA - A Digital Child
EKHEO (Aude Langlois, Belinda Sykora) und Rodger Brown

16 Uhr
„Introducing Pony~“
Lisa L. Zwinzscher und Neasa Ní Bhriain

16.30 Uhr
„Rekonstruktion für Chor“ (AT)
Luc Döbereiner und Chorwerkstatt Berlin (Leitung: Sandra Gallrein)

17 Uhr
Begrüßung
Konrad Schmidt-Werthern (Bundesregierung für Kultur und Medien) und Martin Maria Krüger (Musikfonds)

17.30 Uhr
Podiumsdiskussion mit Mitgliedern der Jury, Moderation Susann El Kassar

18.30 Uhr
„Fluidity“
Xiao Fu und Rita Mazza

19 Uhr
n.n.
gamut inc (Maciej Śledziecki und Marion Wörle)

19.30 Uhr
„The Emergent Self“
Alexander Schubert und n.n.

 

14 – 20 Uhr
Bücherstand
Wolke Verlag

Credits

Eine Veranstaltung des Musikfonds zum Stipendienprogramm zur Künstlichen Intelligenz, gefördert mit Projektmitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Im Rahmen einer Kooperation mit dem Musikfonds veröffentlicht das VAN Magazin Interviews mit den Stipendiat*innen.

Medienpartnerschaft: Digital in Berlin // Medienpartnerschaften Radialsystem: The Berliner, Rausgegangen, tip Berlin, taz. die tageszeitung.

Wie verändert Künstliche Intelligenz das musikalische Schaffen? Wo liegen die Grenzen der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine? Wird die Einzigartigkeit menschlicher Kreativität künftig fortbestehen? Diese und weitere Fragen stehen im Fokus von „Composer in the Loop“, einer ganztägigen Veranstaltung des Musikfonds im Radialsystem.

„Composer in the Loop“ gibt Einblicke in KI-gestützte Kompositionsprozesse. Zehn Musikschaffende beschäftigen sich im Rahmen des Stipendienprogramms für Künstliche Intelligenz des Musikfonds über den Zeitraum eines ganzen Jahres mit den Chancen und Risiken KI-basierter Komposition. Im Zentrum stehen individuelle künstlerische Positionen, die der weitgehend unkontrollierbaren Ausbreitung von Corporate AI kreative Alternativen entgegensetzen.

In kurzen Live-Performances und Installationen werden künstlerische Strategien präsentiert, die neue Wege im Umgang mit KI in der Musik erkunden und zugleich die weitreichenden gesellschaftlichen Implikationen von KI-Technologie reflektieren. Ein besonderer Fokus liegt auf Open-Source-Tools, die den unabhängigen, experimentellen Geist der Stipendiat*innen unterstreichen.

Nearest Neighbours – Nico Sauer, Agnes Iduna und Caroline Beach
Nico Sauer inszeniert mit zwei Performerinnen eine Begegnung der dritten Art. Eine KI, gefüttert mit schnöden menschlichen Daten, verwandelt das Paranormale in irdischen Klang. Es entsteht ein mehrstündiges installatives Klangtheater, in dem ein Glitch das Timing zerstört und Gesicht und Hintern zweier Nachbarinnen denselben Platz beanspruchen. In der Interferenz erkennen die verschobenen Spiegelwesen ihr außerirdisches Ich und finden eine Stimme, die imstande ist zu erzählen.

On the Learning of Spectral Parrots – Adam Pultz
Adam Pultz präsentiert „The Spectral Parrot“, ein selbst entwickeltes 8-saitiges Instrument mit motorisierten Stimmvorrichtungen. Der Papagei nutzt Deep Reinforcement Learning, um sich selbst auf die Klangfarben einer Performance einzustimmen – ohne Vorkenntnisse, nur durch Ausprobieren. In dieser Installation erlebt das Publikum, wie „The Spectral Parrot“ durch einen langsamen Prozess des Ausprobierens lernt, gemeinsam mit Adam Pultz Feedback-Actuated Augmented Bass zu spielen.

VAI (2025) – Viola Yip
„VAI“ ist ein neuartiges, tragbares und aufblasbares Musikinstrument, das als KI-interaktive Körpererweiterung von Viola Yip dient. Es materialisiert den KI-Algorithmus in Form eines aufblasbaren Körpers, eines kontrollierbaren und zugleich flexiblen Materials. In kybernetischen, verkörperten elektronischen Performances und Choreografien verknüpft das Instrument den Körper der Performerin, KI-Algorithmen und materielle Umwelt zu einem lebendigen Netzwerk dynamischer Interaktionen.

LEEWA - A Digital Child – EKHEO (Aude Langlois, Belinda Sykora) und Rodger Brown
„LEEWA“ ist Teil von Ekheos seit 2016 andauernder künstlerischer Forschung zu Stimme, Ethik und Technologie. Klanglich wird „LEEWA“ durch eine synthetische Stimme erlebbar, geformt aus den gemorphten Stimmen von Ekheo. Der Multimedia-Künstler Rodger Brown gestaltet die szenischen und visuellen Ebenen des Werks. Es lädt dazu ein, über die ethischen Implikationen von Stimme und KI nachzudenken und die Bedeutung der Stimme in unserer technologisierten Gegenwart neu zu reflektieren.

Introducing Pony~ – Lisa L. Zwinzscher und Neasa Ní Bhriain
„Introducing Pony~“ von Sängerin Lisa L. Zwinzscher und Bratschistin Neasa Ní Bhriain verhandelt Identität, Schöpfung und Verlust durch das Klonen der Stimme. Pony Pracht – Zwinzschers Alter Ego – fragt: „Wie lange ist meine Stimme noch meine?“ Zwischen Körper und Algorithmus entsteht ein Spannungsfeld. Ní Bhriain bringt ihre klare musikalische Sprache ein – Stimme, Bratsche und KI verschmelzen zu einem hybriden Klangkörper.

Rekonstruktion für Chor (AT) – Luc Döbereiner und Chorwerkstatt Berlin (Leitung: Sandra Gallrein)
Die Komposition für Seniorinnenchor und Live-Elektronik erforscht Erinnerung als körperlichen, klanglichen und kollektiven Prozess. Die Stimmen tragen Spuren gelebter Zeit, und im gemeinsamen Hören entsteht ein Raum zwischen individueller Erfahrung und geteilter Erinnerung. Erinnern zeigt sich als fragiler Akt, ebenso gegenwärtig wie flüchtig. Künstliche Intelligenz hilft, Vergessenes zu rekonstruieren und neu zu verweben. So wird Gedächtnis erlebbar im Klang, im Zusammenspiel, in der Gegenwart.

Fluidity Xiao Fu und Rita Mazza
Xiao Fu und die Tänzerin Rita Mazza präsentieren „Fluidity“, eine inklusive Multimedia-Performance, die Gebärdensprache, Musik, Tanz und Künstliche Intelligenz zu einer neuen, immersiven Erfahrung verbindet. Mithilfe spezieller Aktor- und Sensortechnologien spürt die gehörlose Tänzerin die Vibrationen der Musik und übersetzt sie in Bewegung und Gebärden. Ihre Gesten werden in Echtzeit von Sensoren erfasst, durch KI transformiert und wieder in Musik und Klang zurückgeführt.

n.n. – gamut inc (Maciej Śledziecki und Marion Wörle)
Bevor Lautsprecher in den 1920ern Klänge erzeugten, versuchte man mit Orgeln und Musikautomaten Klänge, Töne und Geräusche zu imitieren. Das retro-futuristische Duo gamut inc greift diese Tradition auf: Mithilfe maschinellen Lernens entwickelt es Resyntheseverfahren, die Orgelpfeifen statt Lautsprecher nutzen. Zwei baugleiche Orgelmodule mit millisekundengenauer Windsteuerung pro Pfeife rekonstruieren Stimmen und andere Klangquellen – gesteuert von Marion Wörle und Maciej Śledziecki.

The Emergent Self – Alexander Schubert und n.n.
In „The Emergent Self“ entwickelt Alexander Schubert ein performatives Setting, in dem ein*e Performer*in körperlich mit KI-Systemen interagiert. Über Embodied Mapping werden komplexe Klang-Synthesen und Kompositionsparameter der KI direkt erfahrbar und steuerbar. In einer Feedback-Schleife entstehen autonome musikalische Prozesse, bei denen die Handlungsmacht zwischen Performer*in und KI geteilt wird – so entsteht ein dynamisches Szenario, in dem Mensch und Maschine gleichberechtigt agieren.

Cast

Musikalische Beiträge von
Adam Pultz
Alexander Schubert
Ekheo
gamut inc
Lisa Zwinzscher
Luc Döbereiner
Nico Sauer
Viola Yip
Xiao Fu

Moderation
Susann El Kassar

Biografien

Alexander Schubert studierte Neuro-Informatik und Multimediale Komposition. Er ist freischaffender Komponist und Professor an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Sein Arbeitsschwerpunkt sind post-digitale Performance-Konzepte, welche an der  Schnittstelle der digitalen und analogen Welt stattfinden. Er untersucht die Reibungsflächen zwischen immersiven körperlichen Settings und ihren artifiziell virtuellen Entsprechungen. Seine multimedialen Kompositionen verwenden Klang, Video, Licht und Installation und thematisieren die subjektive und gesellschaftliche Konfrontation des Menschen mit einer technischen Realität und Zukunft.

Luc Döbereiner ist Komponist instrumentaler und elektronischer Musik. Seine Arbeit umfasst Kompositionsmodelle, Live-Elektronik, Non-Standard Klangsynthese, Improvisation, Klangfarbe, Materialität, Feedback-Systeme, künstliche Intelligenz und komplexe Systeme. Er ist Professor für KI in Komposition und Klangsynthese an der Musikhochschule Trossingen. Sein Interesse an KI gilt der Frage, wie adaptive Prozesse – algorithmisch oder nicht – kontingente Bezüge und Erinnerungsbildung sowohl komputational als auch geistig ermöglichen. Seine Musik wurde von zahlreichen Ensembles und Solist*innen in Europa aufgeführt.

Lisa Zwinzscher studierte Gesang an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar und ist freischaffende Sängerin und Medienkünstlerin. Zentraler Aspekt ihrer Arbeit ist die Bearbeitung und Transformation von Stimme - in Echtzeit auf der Bühne, durch computergestützte Projekte oder Sprachsynthese. Sie erforscht die Koexistenz von menschlicher und künstlicher Stimme, erschließt neue Klangdimensionen und reflektiert Identität und Authentizität als Künstlerin im Zeitalter der KI-Technologie. In ihrem Soloprojekt Pony Pracht kreiert sie audiovisuelle Erlebnisse, in denen ihre Musik mit interaktiven, von Computerspielen inspirierten Visuals verschmilzt.

Aude Langlois ist Klangkünstlerin, Komponistin und Dozentin. In ihrer Arbeit verbindet sie elektronische Instrumente, akustische Texturen und stimmliche Elemente, um die Schnittstellen zwischen Technologie und Wahrnehmung zu erforschen. Langlois schafft Klangerlebnisse, die zum Nachdenken anregen und aktives Zuhören fördern. Als Teil des kollaborativen Projekts LEEWA innerhalb von Ekheo (mit Belinda Sykora), setzt sie sich mit der Beziehung zwischen KI, Stimme und Ethik auseinander. Ihr Fokus liegt auf den technischen und wahrnehmungsbezogenen Möglichkeiten von Spatial Audio, um künstlichen Stimmen eine greifbare Präsenz zu verleihen.

Maciej Śledziecki ist Komponist und Musikproduzent, der an der Schnittstelle von Maschinenmusik, Elektronik, Instrumentalmusik und Chor arbeitet. Er komponiert für Film und Theater und erforscht die Möglichkeiten maschineller Instrumentalmusik – insbesondere der automatisierten Orgel. Gemeinsam mit Marion Wörle gründete er das Ensemble gamut inc, das seit über 10 Jahren innovatives Musiktheater entwickelt und seit 2019 das AGGREGATE Festival für zeitgenössische Orgelmusik in Berlin ausrichtet. 2023 brachten sie das Musiktheater ZEROTH LAW an der Deutschen Oper Berlin zur Uraufführung. 2025 wird das Werk als Hörspiel von Deutschlandfunk Kultur produziert.

Xiao Fu absolvierte ihren Master- und Promotionsstudiengang an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. In ihrer Arbeit an der Schnittstelle von akustischer und elektronischer Musik erforscht sie gestenbasierte Instrumentensteuerung, interaktive Performances und den Einsatz künstlicher Intelligenz in der Musikproduktion. Ihre Werke wurden weltweit auf renommierten Festivals aufgeführt. Derzeit komponiert sie ein transmediales Werk für das Ensemble in Transition, das Neue Musik, Gebärdenpoesie und Tanz vereint. Durch den Einsatz künstlicher Intelligenz und vibrotaktiler Feedback-Geräte kann die gehörlose Tänzerin des Ensembles Musik nicht nur erleben, ihre Bewegungen erzeugen in Echtzeit neue Klänge.

Nico Sauer komponiert, inszeniert und performt experimentelles Musiktheater und genießt die Reibungen und Absurditäten zwischen Genres, Formen und Erwartungen. In ‚Atlantide Acide‘, einer Solo-Oper, erkundet er mit einer Mikrofonsonde die klanglichen Tiefen des menschlichen Körpers. In ‚RÜBER‘, erlebt das Publikum aus einem fahrenden Auto heraus eine rasante Verkehrs-Oper in den Straßen der Stadt. Aktuell erforscht er die Übersetzung von Text in Klang mithilfe künstlicher Intelligenz. Inspiriert von C. G. Jungs Konzept des kollektiven Unbewussten versteht er den latenten Raum als symbolisches Beziehungssystem.

Adam Pultz ist Musiker*in, Komponist*in und Improvisator*in und bewegt sich im Spannungsfeld zwischen akustischem und digitalem Klang. Pultz tritt häufig mit Feedback-Systemen wie dem ‚Feedback-Actuated Augmented Bass‘ auf, einem elektroakustischen Kontrabass. Aktuell beschäftigt sich Pultz mit künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen, insbesondere mit evolutionären Algorithmen sowie der Entwicklung eines neuen Streichinstruments, das sich adaptiv an seine klangliche Umgebung anpasst. Auf konzeptueller und politischer Ebene hinterfragt und unterwandert Pultz die normativen Wertesysteme, die algorithmischen Architekturen zugrunde liegen.

Viola Yip ist Komponistin, Performerin, Improvisatorin, Klangkünstlerin und Instrumentenbauerin aus Hongkong. Sie entwickelt einzigartige, selbstgebaute Instrumente und klangbasierte Werke an der Schnittstelle zwischen Komposition, Performance und Improvisation. Mit Klang untersucht sie die komplexen, dynamischen Beziehungen zwischen Materialität, neuen Medien, vierdimensionalem Raum, menschlichem Körper und Maschinenkörper. Aktuell arbeitet sie an einem interaktiven, aufblasbaren und tragbaren Instrument, das die direkte und ökologische Interaktion zwischen ihr als Performerin und dem KI-gesteuerten Instrument ermöglicht. Durch ihre Bewegung beeinflusst sie die KI-basierte Klangsynthese und Spatialisation der Klänge im Raum.

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