New Empathies: Vogelsang
New Empathies: Vogelsang
Lecture Performance mit Peter Cusack
Sa 06 06 2020 20 Uhr
In englischer Sprache.
Eintritt frei, Teilnahme nach Anmeldung über register@radialsystem.de. Nach erfolgter Anmeldung erhalten Sie alle notwendigen Informationen, inklusive eines kurzen technischen Leitfadens.
Searching for sound, distracted by colour…Wie klingt ein verlassener Ort? Über fünf Jahre hinweg hat der Klangkünstler Peter Cusack den ehemaligen sowjetischen Militärstützpunkt Vogelsang im Norden von Berlin besucht und mit Tonaufnahmen und Fotografien die Veränderungen eines Ortes dokumentiert, der vor fast 30 Jahren verlassen wurde und seitdem immer mehr zur Ruine verfällt. In einer Lecture Performance im Rahmen der Online-Reihe „New Empathies – Far from a distance“ im radialsystem stellt er sein dort gesammeltes Material als eine Kombination aus Geschichten, Klängen und Bildern vor. Über den Zugang des Hörens macht er so auf die Vielschichtigkeit von Transformationsprozessen aufmerksam, die auf eine Krise folgen… Wie hat sich unsere Lebensrealität in der Krise verändert, können wir diese Veränderung hören?
60 km nördlich von Berlin in einem Wald gelegen, beherbergte Vogelsang auf dem Höhepunkt seiner Zeit nicht nur Atomwaffen, sondern mit den dort stationierten sowjetischen Armeeangehörigen und ihren Familien auch mehr als fünfzehntausend Menschen. Einst eine blühende Stadt mit Cafés, Schulen, Sporthallen und Kinos wurde dieser Ort 1994 vom Militär aufgegeben und seitdem dem Verfall überlassen. Heute ist das Gebiet ein Naturreservat, aber die Ruinen sind geblieben. Einige Gebäude wurden abgerissen, andere verfallen, manche kann man heute noch fast im Originalzustand besichtigen. Es ist ein kraftvoller, stimmungsgeladener Ort, der sich ständig weiterentwickelt. Geister der Vergangenheit verstricken sich mit möglichen Zukünften. Langsam kehrt die Natur an diesen verlassenen Ort zurück: Eulen, Kraniche, Rehe und Spechte sind hier zu Hause, Wölfe sind vor kurzem zurückgekehrt, Kleintiere, Pilze, Moose, Bäume, Winde und Wasser sind beständig am Werk. Zugleich zieht er eine bizarre Auswahl von Menschen an: Vogelbeobachter*innen, Fotograf*innen, Drogenabhängige, Spieler*innen von GPS-Spielen und US-Soldat*innen, die auf der Suche nach Erinnerungsstücken aus dem Kalten Krieg sind… sie alle hinterlassen ihre Spuren und Geschichten.
Der Klangkünstler, Musiker, Sound Journalist und Field Recordist Peter Cusack beschäftigt sich mit den Klängen seiner Umgebung und nimmt diese vor Ort auf. Im Jahr 1998 initiierte er das „Favourite Sounds Project“, um herauszufinden, wie Menschen mit den Klanglandschaften der Orte, an denen sie leben, interagieren. Ausgehend von London reiste das Projekt in andere Weltstädte wie Peking, Prag, Manchester, Hull und Berlin. Sein Projekt „Sounds from Dangerous Places“ untersucht die Klanglandschaften von Orten mit großen Umweltschäden wie den kaspischen Ölfeldern, der Sperrzone von Tschernobyl und dem Aralsee in Zentralasien und stellt die Frage: „Was kann man über gefährliche Orte lernen, wenn man ihren Geräuschen lauscht?“.
Künstlerisches Konzept
Peter Cusack
„New Empathies“ wird gefördert von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Medienpartner: tip Berlin, Exberliner und Ask Helmut.