Die Vermessung des Konzerterlebens
Ob Klassik in Clubs, Lunchkonzerte, moderierte oder inszenierte Konzerte – das klassische Konzert ist vielfältiger geworden. Seit einigen Jahren wird zum Teil kontrovers die Frage nach der Zukunftsfähigkeit des klassischen Konzertes diskutiert. Vor allem in Europa und den USA entstanden bei Festivals, Ensembles und Konzerthäusern eine Vielzahl an Projekten, die einen neuen Umgang mit klassischer Musik erprobten.
Drei Jahre lang beschäftigt sich nun das internationale und interdisziplinäre Forschungsprojekt „Experimental Concert Research“ unter Federführung der Zeppelin Universität mit den ästhetischen Qualitäten klassischer Konzerte. Beteiligt sind das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik in Frankfurt am Main, die Universität Bern in der Schweiz und die York University in Großbritannien sowie das Fraunhofer-Institut für integrierte Schaltungen Erlangen. Praxispartner sind das Radialsystem und das Konzerthaus Berlin.
Der Konzertsaal wird im Rahmen des Projekts zum Labor; aktuelle Entwicklungen im Musikbetrieb, die gemeinhin als „experimentelle Konzertformate“ bezeichnet werden, zu Experimenten im wissenschaftlichen Sinne. Den Kern des Projekts bilden im Sommer 2020 Konzerte des Streichquintetts „Alban Gerhardt and friends“, die dasselbe musikalische Programm an einer Reihe von Abenden unter jeweils veränderten Konzertbedingungen präsentieren. Folkert Uhde, Mitbegründer des Radialsystems, wird dazu von Konzert zu Konzert formale und künstlerische Aspekte der Aufführung verändern: u.a. Moderation, Lichtregie, Setting oder Veränderungen in der Musikdramaturgie. Mittels ausführlicher Vor- und Nachbefragungen, Messungen der Herzrate und des Hautleitwerts, der Bewegungen wie auch emotionaler Zustände und anderem soll das ästhetische Erleben der Musik in diesem spezifischen Rahmen untersucht werden. Durch den Vergleich der einzelnen Abende kann herausgefunden werden, welche Dimensionen des Konzerts welchen Einfluss auf das Musikerleben haben, aber auch welche Typen von Konzerthörern überhaupt existieren oder was das Hören prädisponiert. Die Daten geben darüber hinaus ebenfalls Aufschluss über die Interaktion zwischen Musikern und Publikum.
Gefördert wird das Forschungsprojekt vornehmlich von der VolkswagenStiftung sowie der Max-Planck-Gesellschaft und der Stiftung WÜRTH. Den künstlerischen Teil des Projektes unterstützt die Aventis Foundation.
Weitere Informationen zu dem Projekt finden Sie hier.